Du hast es im letzten Artikel Home Assistant auf Raspberry Pi installieren vielleicht schon geahnt. Zukunftathome goes Home Assistant. Ich hab es selbst erst nicht richtig geglaubt und wollte erst ein mal abwarten, ob mir der Wechsel von openHAB zu Home Assistant überhaupt zusagt. Und ich muss zugeben: Ich bin begeistert.

Mein Start mit openHAB

Meine Reise in die Welt von Open Source Smart Home Zentralen begann 2017, nachdem mein Gira KNX Homeserver bereits seit mehreren Monaten kaputt war. Die Reparatur hätte einen vierstelligen Betrag gekostet und hätte von einem KNX Systemintegrator betreut werden müssen. Ich war es leid für jede Anpassung jemanden kommen lassen zu müssen. Zum einen ist es eine Frage des Geldes und zum anderen ist es häufig so, dass Vorstellung und Realität der Funktion nicht immer übereinstimmen. Manchmal muss man einfach mehrere Optionen durchprobieren und testen. Das ist mit einem Dienstleister sehr schwierig.

So kam ich zu openHAB. Ein Tool, mit dem ich selbst eine Visualisierung erstellen konnte und meine KNX Komponenten über Regeln automatisieren kann ohne zusätzliche Hardware oder einen Systemintegrator. Das war ein absoluter Game Changer.

Wie du in den älteren Artikeln lesen kannst, habe ich allerlei Dinge umgesetzt und ausprobiert und war überglücklich mit meiner neuen Freiheit. Die Integration von Alexa und die Verknüpfung von KNX „fremden“ Technologien wie Philips Hue waren das i Tüpfelchen.

Der Alltag kommt

Nach viel Basteln, Sprachsteuerungen bis hin zur Infrarot gesteuerten LED Kerze und Automationen im Überfluss kehrt irgendwann der normale Alltag ein.

Es wird nicht mehr jeder Rollladen per Sprachbefehl gesteuert. Die komplizierte Licht und Musikabspielregel im Haus abhängig von der Anwesenheit eines Autos in der Garage und der Tageszeit stellt sich als nicht praxistauglich heraus, da man plötzlich im dunkeln sitzt, wenn die Partnerin mit dem Auto wegfährt während man selbst noch zu Hause ist.

Also beginnt man damit die ein oder andere Spielerei zu deaktivieren und man freut sich, wenn das System lange ohne Abstürze durchläuft.

Der Wechsel auf openHAB 3 war dann so eine Sache. Es kam eine neue UI und für mich als Textdatei Schreiber war die UI erst einmal nicht so sinnvoll. Auch ein einfaches Update war nicht empfohlen. Das führte zu einem kurzzeitigen Parallelbetrieb beider Versionen und dem manuellen Einrichten der „alten“ Konfiguration auf openHAB 3. Rückblickend war das bereits der Anfang vom Ende.

Das über die Zeit gewachsene Projekt plus eine neue Version mit „Breaking Changes“ sind keine gute Kombination, wenn man ohne größere Unterbrechung weitermachen möchte.

Home Assistant installiert und NICHT genutzt

Anfang 2023 habe ich bereits Home Assistant auf einem weiteren Raspberry Pi installiert und war ziemlich begeistert wie schnell ein funktionierendes Dashboard zur Verfügung stand. Ich habe Sonos, Philips Hue und meinen Kostal Wechselrichter in weniger als 15 Minuten hinzugefügt und konnte alles bedienen. Das war definitiv beeindruckend.

Der erste Dämpfer kam dann bei MQTT. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt einen eigenen Broker laufen und die OpenWB Wallbox ist selbst auch als Broker unterwegs. Home Assistant kennt aber nur den Betrieb eines Brokers – im Gegensatz zu openHAB. Dort können mehrere Broker verbunden werden.

Die „Workarounds“ haben sich damals nicht dolle angefühlt und so habe ich Home Assistant zwar weiterlaufen lassen, aber nicht weiter beachtet.

Zweiter Versuch

Anfang Oktober 2023 war es dann endlich soweit. Ich war wieder hochmotiviert das Thema Wechsel von openHAB zu Home Assistant strukturiert anzugehen. Zuerst habe ich die komplizierten Integrationen abgehakt. Dazu zählte die MQTT Problematik – die gar keine war. Mit einer sogenannten MQTT Brücke kann ein Broker die Nachrichten einfach an den Home Assistant Broker weiterleiten.

Der nächste Gegner war Modbus – was sich als Kinderspiel herausgestellt hat. Jetzt war klar, dass der Rest nur noch Fleißarbeit ist.

Die KNX Integration ist so umfangreich und gut dokumentiert, dass hier keine Wünsche offenbleiben. Die Lichtsteuerung mit RGBW Lichtern meines Umbaus habe ich in openHAB gar nicht eingebunden, weil mir die Muse gefehlt hat. Home Assistant macht daraus eine kompakte Steuerung, so dass ich mir keine Gedanken über Buttons, Slider und andere UI Elemente machen muss.

Lichtsteuerung KNX in Home Assistant

Beispiel Lichtsteuerung KNX in Home Assistant

Altlasten aus openHAB loswerden

Aktuell bin ich damit beschäftigt nach und nach Automatisierungen, Alexa Befehle und Co. von openHAB zu Home Assistant umzuziehen. Die Alexa Integration mit Nabu Casa ist ein Traum. Alles kann aus der UI heraus mit nur einem Klick in Alexa verfügbar gemacht werden.

Ja, Nabu Casa als Cloud Zugang für dein Home Assistant kostet 75€ pro Jahr. Das ist es aber definitiv wert. Die Integration ist kinderleicht und man sichert mit seinem Beitrag die Weiterentwicklung des Systems.

Bei dem Umzug der Automatisierungen fällt erst einmal auf, was sich über die Jahre an Altlasten angesammelt hat. Haufenweise Automatisierungen, die entweder nicht mehr genutzt werden oder aus Gründen nicht mehr funktionieren. Zudem hatte ich so gut wie jedes Licht und jeden Rollladen über Alexa verfügbar gemacht. Realistisch habe ich nur Zentralbefehle sowie 1-2 Szenen wirklich per Sprache genutzt.

All das kann man durch eine Neuinstallation bereinigen. Das hat sehr gut getan.

Backup, Backup, Backup

Ich war mit der Backup Situation bei openHAB nie wirklich zufrieden. Ich würde mich selbst als grundsätzlich bewandert mit Technik sehen, aber eben nicht als Programmierer. Ein einfaches One Click Backup war bei openHAB einfach nicht möglich. Es gibt Möglichkeiten über die Kommandozeile. Das ist aber einfach nicht sehr befriedigend. In der Anfangszeit habe ich regelmäßig die gesamte SD Karte geklont und später zumindest die Konfigurationsdateien gesichert. Mit der Vermischung von textbasierter Konfiguration und UI Konfiguration, war auch das nicht mehr so richtig sinnvoll.

Home Assistant bietet ein Backup von Haus aus an. Ein Klick genügt und alles wird gesichert. Mit wenigen Handgriffen ist auch eine NAS angebunden und die Backups werden extern gesichert und man ist unabhängig von der Lebensdauer der eigenen SD Karte bzw. SSD. Hier erfährst du übrigens wie du einen Raspberry Pi von einer SSD bootest 

Fazit

Für mich überwiegen die Vorteile von Home Assistant der gewohnten Umgebung von openHAB auf jeden Fall. Manchmal tut es auch dem eigenen Geist ganz gut sich wieder mit etwas Neuem zu befassen und eine andere Herangehensweise auszuprobieren. Ich kann den Wechsel von openHAB zu Home Assistant aktuell sehr empfehlen und habe bisher noch keine größeren Stolpersteine feststellen können. Probiere es einfach selbst aus und lade dir Home Assistant herunter